Unterbringung von Königspythons: Terrarien- oder Rackhaltung?

Ein allgegenwärtiges und sehr polarisierendes Thema der Königspython-Haltung ist die artgerechte Unterbringung - Terrarienhaltung, oder doch lieber Rackhaltung?

 

Österreichs Gesetzeslage zu diesem Thema:

An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich darauf hinweisen, dass Rackhaltung in Österreich grundsätzlich verboten ist, ausschließlich zum Zwecke der Aufzucht oder zur Winterruhe wird Rackhaltung geduldet! (Zitat 2. Tierhalteverordnung Anlage 3 - Mindestanforderungen für die Haltung von Schlangen: "Die Mindestanforderungen gelten für die Pflege erwachsener Tiere. Zur Aufzucht von Jungschlangen können Kleinbehälter erforderlich sein, deren Abmessungen die geforderten Maße erheblich unterschreiten. Das gleiche gilt für Behälter, in denen die Schlangen zur Trocken- und Winterruhe untergebracht werden sollen.")

Ein Terrarium mit einer Höhe von 80cm, welches für Nattern genutzt wurde. Aufgrund der Höhe und der damit verbundenen Absturzgefahr für Königspythons nicht optimal geeignet, wenn auch gesetzeskonform!
Ein Terrarium mit einer Höhe von 80cm, welches für Nattern genutzt wurde. Aufgrund der Höhe und der damit verbundenen Absturzgefahr für Königspythons nicht optimal geeignet, wenn auch gesetzeskonform!

Ein Terrarium soll für 1-2 adulte Tiere laut Gesetzestext mindestens eine Grundfläche von 0,9 m² haben und eine Mindesthöhe von 70 cm aufweisen. Die Höhe halte ich persönlich für absolut grenzwertig hoch, da ich aus eigener Erfahrung berichten kann, dass Königspythons bedauernswert ungeschickte Kletterer sind und bei ihren nächtlichen Streifzügen regelmäßig Abstürze einstecken. Bei einer zu großen Höhe des Terrariums und der Klettermöglichkeiten erhöht sich die Verletzungsgefahr bei solchen Bruchlandungen natürlich nicht unerheblich!

 

Ein kleines Gedankenexperiment:
Ein top motivierter Tierhalter baut ein schönes geräumiges Terrarium für seinen neuen Pflegling: 150 x 60 x 80 (BxTxH). Es wird mit der gewohnten Einrichtung und schönen Kletterästen versehen, damit der Platz optimal genutzt ist. Dann kann der Python einziehen. Nacht für Nacht streift er durchs Terrarium und der Halter darf beobachten/hören, wie sein Neuzugang Nacht für Nacht aus schwindelerregenden Höhen auf den Boden des Terrariums knallt... So ein Königspython ist erstaunlich robust - dennoch: Nachdem man Zeuge dieses "Naturschauspiels" geworden ist räumt man nun die hohen Kletteräste wieder aus dem Terrarium und ersetzt sie durch niedrigere Wurzeln, die dem Tier wie es scheint auch vollauf genügen. Geblieben ist ein Terrarium, das durch unnötiges Volumen (durch die unnötige Höhe) einiges mehr Strom frisst und ein etwas frustrierter Schlangenhalter, der sich über den Sinn dieser gesetzlich festgelegten Mindestmaße den Kopf zerbricht.

 

Natürlich gibt es auch Möglichkeiten ein so hohes Terrarium Königspython-geeignet zu gestalten - Informationen dazu gibt es weiter unten beim Thema "Terrarienhaltung, Terrarien-Rack-Kombination"!

 

Rackhaltung - Vor- und Nachteile:

 

Rackhaltung hat ohne Zweifel auch ihre Vorzüge. Der offensichtlichste, aber leider auch der, wodurch Racks sehr in Verruf geraten sind: Es spart ganz einfach Platz. 
Racks sind allerdings bei der Aufzucht von Jungschlangen nicht mehr wegzudenken! Die frisch geschlüpften, und meist recht gestressten Jungtiere kommen ohne Zweifel in Racks schnell und gut zur Ruhe und gehen auch erstaunlich schnell ans Futter. Für die ersten Monate/Jahre (Boxen natürlich immer der Größe entsprechend) ist Rackhaltung meiner Meinung nach eine super Unterbringungsform! 

Beispiel eines Aufzucht-Racks für Schlüpflinge:

Ich finde ein Rack im Allgemeinen nicht die ideale Behausung für jeden Königspython, dazu ist aber zu sagen, dass es zwischen Individuen oft große Unterschiede gibt! Um diesen Aspekt besser zu erläutern möchte ich hier kurz die Geschichte eines meiner Tiere beschreiben:

Vor ein paar Jahren habe ich einen jungen Königspython-Bock aufgenommen, damals noch ein kleines Würmchen, das sonst vermutlich "entsorgt" worden wäre. Grund dafür ist eine motorische Störung, angeblich nicht angeboren, sondern durch "giftige Dämpfe" ausgelöst, wie auch immer, seine Vorgeschichte ist nicht genau bekannt. Der Kleine hat vermindertes Gleichgewichts- und Orientierungsbewusstsein, vor allem in Stresssituationen. Wenn man ihn beispielsweise auf den Rücken legt braucht er meist ungewöhnlich lange sich wieder zu orientieren und gerade zu richten. Oft bemerkt er offenbar auch nicht, dass er seinen Kopf schief, oder gar verkehrt herum hält. Wenn er nicht gestresst wird und seine gewohnte Umgebung ohne Veränderungen hat scheint es besser zu sein. Vielleicht auch Tagesverfassung? - schwer zu sagen. Jedenfalls zog der kleine Mann nach monatelanger Quarantäne ohne Besserung kurzerhand zu einem anderen Männchen von mir, da hat er ein schönes geräumiges Terrarium und fällt praktisch nicht auf. Er war dann in dem Terrarium sehr "aufgeweckt"/unruhig (?), hat zwar gut gefressen, hat aber nicht sonderlich viel zugelegt und sich nach einiger Zeit an rauen Gegenständen immer wieder die Schuppen, vor allem am Rücken, aufgerieben (sah so aus als ob die oberste Schicht der Schuppen beschädigt wäre, die Schuppen verloren an Glanz). Mit der nachfolgenden Häutung normalisierte sich dieser Zustand immer wieder. Ich versuchte raue Einrichtungsgegenstände zu minimieren, sein "Mitbewohner" zeigte allerdings nie auch nur eine winzige Stelle die so aussah.

Durch Zufall kam ich ca. 1 Jahr später relativ kurzfristig zu einem Rack mit den großen Ikea-Komplement-Boxen (ca.100x60, siehe Bild links), das ich für meine Nachzuchten kaufte, als sie für das Baby-Rack zu groß wurden. Da in diesem Rack noch eine Box frei war, beschloss ich mein Sorgenkind mal probeweise darin unterzubringen. Normale staubfreie Späne als Einstreu, eine Wasserschüssel und eine Wet-Box, mehr bekam er nicht als Einrichtung, damit sich seine Schuppen erholen konnten. Nun sitzt der "Kleine" schon seit einigen Monaten in seiner Box und ist deutlich ruhiger geworden, auch beim Handling! Er scheint weniger oft die Orientierung zu verlieren und hat seitdem auch viel besser zugelegt. Seine Schuppen erstrahlen in neuem Glanz und werden nicht mehr abgerieben - alles in allem sieht er mittlerweile echt super aus. Auch meine Mutter hat bemerkt dass es ihm "da drin anscheinend echt besser geht, so gut wie er jetzt aussieht" ...

 

Meine Pasteldame hingegen ist absolut neugierig und aufgeweckt und kommt bei Reinigungsarbeiten, oder wenn man nur öfters am Terrarium vorbeigeht sofort schauen was da los ist. Sie ist allgemein sehr aktiv, ohne dass sie gestresst wirkt - Ich muss ehrlich sagen, dass sie mir Leid täte, wenn diese Schlange in einer so kleinen und sparsam eingerichteten Box leben müsste.


Zweifelsohne ist ein Rack optisch nicht so ansprechend wie ein Terrarium / eine Terrarienanlage, auch gibt es wenige Boxen, die etwas mehr Höhe aufweisen. Viele Boxen sind des weiteren nicht durchsichtig, was ein Beobachten der Tiere nicht möglich macht, was mir persönlich aber recht wichtig ist, sie in einem möglichst natürlichen oder zumindest ansprechenden Umfeld beobachten zu können.

 

Terrarienhaltung, Terrarien-Rack-Kombination:

Beispiel eines meiner Terrarien, eingerichtet für 1-2 subadulte Tiere
Beispiel eines meiner Terrarien, eingerichtet für 1-2 subadulte Tiere

Ein Terrarium mit einer Grundfläche von besagten und gesetzlich vorgeschriebenen 0,9 m² und mit einer Höhe von 50 cm finde ich für Königspythons eine super Unterbringung, wenn auch gesetzlich nicht ganz korrekt. 
Wer nach einer für die Tiere optimalen Haltungsform sucht: Terrarien-Rack-Kombinationen sprechen mich persönlich sehr an, da sie die Vorteile von Terrarium und Rack großteils vereinen. Ich selbst habe damit allerdings noch keine Erfahrungen gemacht und kann mich deshalb nicht wirklich dazu äußern, ob das wirklich sinnvoll ist, wo sich die Tiere am liebsten aufhalten, etc. 

Falls es auf diesem Gebiet eigene Erfahrungen gibt schreiben Sie mir gerne eine Mail, ich bin an Erfahrungsberichten zu dieser Haltungsform sehr interessiert! 

 

 

Terrarium mit den gesetzlich geforderten Maßen, gut strukturiert und somit auch für Königspythons geeignet
Terrarium mit den gesetzlich geforderten Maßen, gut strukturiert und somit auch für Königspythons geeignet

Nun noch ein paar Worte zur Gestaltung von höheren Terrarien: Das wichtigste hierbei ist natürlich, dass die Tiere nicht aus großen Höhen abstürzen können. Dafür ist es sinnvoll viele große (!) Plattformen anzubringen, viele geeignete Abstütz-Möglichkeiten beim Klettern zu bieten (z.B. durch eine gut strukturierte Rückwand) und ausreichend dicke und möglichst nicht zu glatte Kletteräste zu verwenden, die natürlich besonders gut verankert sein sollten, um zu verhindern, dass der Python mitsamt dem Ast umstürzt!

 

Im Endeffekt bleibt es natürlich jedem selbst überlassen, wie er seine Tiere unterbringen möchte. Man muss meist seine eigenen Erfahrungen machen um für sich selbst und seine Tiere die beste Lösung finden zu können.