Naturbrut beim Python regius

Der Königspython ist bekannterweise ovipar (eierlegend) und betreibt - wie noch ein paar andere Schlangenarten - Brutpflege. Diese reicht bis zum Schlupf der Jungtiere, indem das Muttertier die für die Entwicklung ihres Geleges notwendigen Parameter (Temperatur, Luftfeuchtigkeit) durch die Anordnung ihrer Körperschlingen um die Eier optimiert.

Da es zum Thema Naturbrut in Terrarienhaltung noch nicht allzu viele Erfahrungswerte und Berichte gibt, möchte ich hier meine eigenen Erfahrungen in Form eines Tagebuches veröffentlichen. Ein echt spannendes Projekt, das ich (vor allem die Biologin in mir) nur weiterempfehlen kann!

Tagebuch - Naturbrut 2016

In diesem Jahr habe ich beschlossen Naturbrut auszuprobieren. Mein Pastel Weibchen soll ihr Gelege selbst ausbrüten, Vater wird mein Butter Männchen.

Hard Facts: Das OSB-Terrarium hat die Maße 120x60x60 und wird mit einem 50w Heizkabel beheizt. Beleuchtung erfolgt durch eine Neonröhre, gesteuert wird das Ganze über den Thermo Control Pro ll. Als Schlupfbox wird die „Clearbox CLEAR“ von Rotho mit den Maßen 40 x 33,5 x 17 cm (18L) verwendet.

20.04.2016:

Nach erfolgreicher Paarung stellte sie die Futteraufnahme ein und ovuliert nun seit gestern.

06.05.2016:

Heute hat sich die werdende Mama gehäutet, die POS erfolgte also ca. 3 Wochen nach der Ovulation. Soweit alles nach Plan.

17.05.2016:

Nun haben wir bereits Mitte Mai - Ende Mai/Anfang Juni rechne ich mit dem Gelege, darum wird es jetzt langsam ernst um letzte Vorkehrungen zu treffen.
Als Substrat werde ich Sphagnum-Moos wählen. Ich hoffe es hält die Feuchtigkeit ausreichend, sodass die Eier nicht zu sehr einfallen oder gar absterben. Die Schlupfbox steht im warmen Bereich des Terrariums und ist groß genug für Weibchen + Eier. Als "Deckel" liegt derzeit noch eine Korkhöhle darüber. Die Box nimmt sie gut an, sie liegt seit der Ovulation fast pausenlos darin.

31.05.2016

In den letzten Tagen wurde fleißig an der Schlupfbox getüftelt und gebastelt - mit einigen Höhen und Tiefen - nun steht das Endergebnis! (Also wer meint Naturbrut wäre kein Aufwand weil man nicht inkubieren muss der irrt sich… Aber es macht viel Spaß und ich bin schon sehr gespannt auf mein brütendes Mädel!)

Erst mal die Box in halbfertiger Ausführung: Ein Fühler (Temp/LF) wurde am Deckel der Box befestigt und ein zweiter Fühler (Temp) liegt im Moos. Das Eingangs-Loch habe ich noch mit Tape abgeklebt, damit die Kante nicht zu scharf ist... 

Nun fertig: Zur Abdunkelung mit einer Badezimmer-Anti-Rutsch-Matte beklebt, ein paar Löcher für bessere Luftzirkulation gebohrt und nochmal ein Temperatur-messgerät oben drauf gestellt, damit ich mit dem Thermostat mittlerweile 4 Messwerte habe, die mich richtig schön verunsichern, weil sie so verschieden sind.

Die neu gestaltete Box wird natürlich genauestens unter die Lupe genommen… 

 

Und hier nochmal das etwas umgestaltete "Brut-Terrarium". Das Terrarium wird übrigens mit Heizkabel beheizt, die Brutbox besitzt keine extra Heizung:

Meine Dame nimmt ihre Box super an und kommt fast gar nicht mehr heraus, dick ist sie mittlerweile auch schon ziemlich. Abschließend noch die derzeitigen Werte:

Thermostat gestellt auf 30-31°C 

Temp. auf Box drauf: 30,0-30,5°C
Temp. Boxendeckel: 29,0-30,0°C
Temp. Moos: 29,5-30,5°C

LF in der Box: Das Messgerät zeigt konstant 99% an, ich denke also irgendwo zwischen 90 und 100% wird sie auch tatsächlich liegen.

01.06.2016: Temperaturupdate:

Moos: 31,2°C, Boxendeckel 31,0°C – wenn es so bleibt wäre es perfekt. 

02.06.2016:

Und hier ist das Gelege auch schon:   
Die Eier sehen super aus, sind schön groß und prall und meine Dame behütet sie wie einen Schatz! Wie viele es sind kann ich leider noch nicht sagen, ist auf dem Foto auch schwer zu erkennen, aber da sie sie so gut einhüllen kann denke ich, dass es keinesfalls mehr als 4 sind... 

03.06.2016:

Da heute mein Mädel ihr Gelege mal für eine Trink-Pause verlassen hat, konnte man die Anzahl der Eier sehen - es sind zwar leider nur 3, aber ich freue mich auch über ein kleines Gelege sehr. Es sind richtig große Eier, hoffentlich alle befruchtet und ich hoffe sie brütet sie schön brav aus.

11.06.2016:

Bis jetzt läuft alles super!! 

Habe nach 3 Tagen ein winziges bisschen Schimmel im Eck links hinten entfernt, also weit weg von den Eiern. Seither gibt es kein Problem mehr mit Schimmel, sieht alles super aus. Die Luftfeuchte liegt weiterhin konstant bei 99% (Moos wurde bis jetzt noch nicht nachbefeuchtet), nur die Temperatur ist nicht ganz so konstant wie ich es mir wünschen würde. Über den ganzen Tag gesehen liegt sie zwischen minimal 29,5°C und maximal 31°C. Allerdings kann ich beobachten, dass mein Weibchen bei unter 30°C ganz eng um die Eier geschlungen ist, also nehme ich an, dass es bei den Eiern durch den Puffer des Weibchens etwas wärmer ist und es für das Gelege somit kein Problem darstellt. Bei 30,5 - 31,0°C lockert sie ihre Schlingen deutlich und gönnt sich auch alle paar Tage eine Pause zum Trinken, interessanterweise aber wirklich immer nur wenn die Temperatur bei über 30,5°C liegt.

So, abschließend noch zwei Fotos – das Weibchen ist momentan in der Haut: 

15.06.2016

Nun sind es 2 Wochen seit der Eiablage. Meine Dame hat sich mittlerweile gehäutet und sieht wieder super schön aus! Das Gelege wird nach wie vor super bebrütet und sieht top aus, könnte nicht besser sein!

Das Moos beginnt nun langsam aber doch ein wenig auszutrocknen, ich werde versuchen es nachzufeuchten, wenn sich mir mal die Gelegenheit dazu bietet und das nicht in unnötigem Stress ausartet. Es eilt ja noch nicht, da die LF in der Box noch super hoch ist und die Eier auch keine Anzeichen von Austrocknung zeigen.

Habe in den letzten Tagen öfters mal Muskelkontraktionen einer Körperschlinge des Muttertieres beobachtet. Wozu das genau dient ist ja leider noch nicht ganz geklärt…

24.06.2016

Das Moos hält die LF nun nicht mehr so gut, da ich natürlich immer nur die oberste Schicht ansprühen kann. Gesprüht wird jetzt alle zwei Tage, damit hält sich die LF bei über 90%. Somit kann ich auch alle zwei Tage einen Blick auf das Muttertier und auch direkt auf die Eier werfen, da sie ihre Schlingen etwas lockert wenn sich was tut in ihrer Schlupfbox. Den Eiern scheint es gut zu gehen, es gibt keine Dellen, keine Verfärbungen, keinen Schimmel, also äußerlich alles in bester Ordnung. Mein Mädel sieht soweit auch gut aus. Sie verlässt ihr Nest allerdings derzeit nicht mehr, zumindest kann ich sie nie dabei beobachten... Temperatur ist wie gehabt, also auch im grünen Bereich.

In Summe läuft bis jetzt alles glatt, könnte mich nicht beklagen! 

01.07.2016

Da das Moos nun schon etwas trocken war und ich mir mal einen genaueren Blick aufs Gelege verschaffen wollte hab ich heute mein Weibchen von den Eiern "heruntergepflückt". (Sie war echt brav, ein bisschen aufgeregt aber nicht wirklich aggressiv!) Vor allem das Moos direkt unter den Eiern war schon komplett trocken.

Also habe ich die Eier vorsichtig aus der Box genommen, auf ein Tuch im warmen Terrarium gelegt und das ganze Moos mit warmem Wasser gut durchgeknetet. Geschimmelt hat absolut nichts, also das klappt echt super! Abschließend wurden die Fühler wieder angebracht, die Eier wieder in die Box in eine kleine Mulde gelegt und das Weibchen wieder ins Terrarium gesetzt.

Die Temperatur schwankte in den letzten Tagen ein bisschen (mal gut 32°C und mal nur 29,3°C), ich vermute aber dass der Grund dafür war, dass 1. der Fühler sich so weit ins Moos hineingearbeitet hatte, dass er zu nah an der Heizung war und somit der Wert verfälscht wurde, und dass 2. die Temperatur durch die nicht mehr so vorhandene Verdunstungskälte des Mooses nicht so konstant gehalten werden konnte. Das sollte sich nun also wieder bessern!

Nun noch ein paar Bilder von heute:

02.07.2016

Zur Temperatur noch mal: Seit gestern liegt die Temperatur in der Box wieder konstant zwischen minimal 29,5 und maximal 31, 5°C, dürfte also wirklich an mangelnder Substratfeuchte gelegen haben!

22.07.2016

ES GEHT LOS!!! Der Schlupf beginnt!!  

Bin etwas beunruhigt ob alles in Ordnung ist, da ich so früh noch nicht mit dem Schlupf der Kleinen gerechnet hätte - heute ist ja erst Tag 52...

Ein Ei ist bereits mehrfach angeritzt und ein Köpfchen hat auch schon ein Bisschen rausgeguckt. Momentan ist erst dieses eine Ei angeritzt und eingefallen. Bin gespannt ob die anderen beiden auch so früh schon folgen. 

23.07.2016

Im Ei Nr. 1 ist wie es scheint ein kleiner Classic. Ei Nr. 2 ist mittlerweile auch schon angeritzt - mal schauen was da zum Vorschein kommt! Ich finde es sieht echt süß aus wie die Kleinen zwischen den Schlingen der Mama raus gucken! Nun bin ich auch schon gespannt auf die anderen Beiden!

25.07.2016

Es ist vollbracht!        
Nun sind alle drei Babies aus ihren Eiern geschlüpft und auch schon ins Aufzuchtrack umgezogen. Es sind:

0.0.1 Classic (Odd) mit 57g, 

0.0.1 Pastel mit 66g, 

und 0.0.1 ButterPastel mit 65g

26.07.2016

UPDATE 1 Tag nach dem Schlupf:

Alle drei Kleinen sind putzmunter, gesund und fühlen sich wohl in ihren Verstecken - jetzt wird erst mal die 1. Häutung abgewartet, dann bin ich gespannt ob alle brav ans Futter gehen. Wohlgemerkt: 100% Schlupfrate bei meinem Naturbrut-Gelege – ich freue mich riesig!!  

Und da die Mama heute Morgen offensichtlich schon wieder auf der Lauer lag, hab ich ihr gleich mal Futter angeboten und sie hat nun bereits 2 große Futtertiere verputzt. Es könnte also nicht besser laufen! Jetzt kann sie sich wieder gut erholen vom Baby-Stress und sich ordentlich den Bauch vollschlagen, das hat sie sich auch echt verdient so toll wie sie sich um ihr Gelege gekümmert hat!

02.08.2016

Alle drei Schlüpflinge haben sich nun zum ersten Mal gehäutet, hier die neuen Bilder:

13.08.2016:

Momentan haben die Kleinen noch kein Interesse am Fressen – außer dem einen oder anderen Abwehrbiss werden die Futtertiere entweder ignoriert oder es wird davor geflüchtet… Mache mir aber noch keine Sorgen, da alle drei ein gesundes Schlupfgewicht und auch richtig dicke Bäuche von den resorbierten Dottervorräten hatten.

Mal sehen was die nächsten Tage/Wochen bringen!

31.08.2016

Heute haben 2 der drei kleinen Racker glücklicherweise endlich ihre erste Mahlzeit verschlungen - war echt ein Geduldsspiel dieses Jahr. Aber schlussendlich haben sie je eine kleiner Springer-Maus ganz selbstständig gepackt, gewürgt und verschlungen. Nur mein kleiner ButterPastel streikt immer noch.

18.09.2016

Nachdem ich dem kleinen Futterverweigerer am 06.09.2016 nun ein Pinky ins Maul gelegt habe, das dann auch sofort noch etwas gewürgt und verschlungen wurde, hat auch er heute zum ersten Mal selbstständig gefressen. Alle drei sind also nun auf dem richtigen Weg einmal groß und stark zu werden…

29.09.2016:

Hier nun ein letztes Gewichtsupdate – Classic (Odd): 89g, 

Pastel: 88g, ButterPastel: 68g (dzt. in der Haut)